Information | Was ist Arbeitssucht / Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten


Arbeitssucht ist eine weit verbreitete Krankheit in unserer Gesellschaft.

2003 wurde geschätzt, dass in der Schweiz 115'000 Menschen ein hochriskantes Suchtverhalten im Bereich Arbeitssucht aufweisen (Spinatsch)*, was ca. 1,5% der Wohnbevölkerung entspricht.


Leider wird die dringliche Krankheit Arbeitssucht von der Öffentlichkeit bis heute weder ernsthaft wahrgenommen noch als Problem erkannt. Es erstaunt deshalb nicht, dass es bisher noch keine (sucht-)politischen Vorstösse zum Thema gibt und der Handlungsbedarf von Politik und Öffentlichkeit (fälschlicherweise) als klein eingestuft wird, ganz im Gegensatz zu den Einschätzungen von Fachleuten:


Arbeitssucht im Vergleich zu anderen Suchtproblemen

Arbeitssucht gehört (mit 11 von 18 Punkten) gemäss Fachleuten zur viertgrössten Problemlast der einzelnen Suchtformen:

1. Problemlast Heroin, Alkohol
2. Problemlast Magersucht, Spielsucht
3. Problemlast Tabak, Medikamente, Kokain
4. Problemlast Ess-/Brechsucht, Arbeitssucht, Kaufsucht
5. Problemlast Esssucht
6. Problemlast Internetsucht
7. Problemlast Cannabis, Ecstasy

Der Handlungsbedarf wird hinsichtlich der Problemlast und der Anzahl Betroffener als «mittel» eingestuft:

Hoher Handlungsbedarf Heroin, Alkohol
Mittlerer Handlungsbedarf

Tabak, Kaufsucht, Medikamente, Arbeitssucht, Kokain, Magersucht,

Ess-/Brechsucht

Tiefer Handlungsbedarf Esssucht, Cannabis, Internetsucht, Ecstasy

Das Forschungsdefizit ist nicht zuletzt darauf zurück zu führen, dass die These der möglichen Schädlichkeit des suchtartigen Arbeitens Grundüberzeugungen und Grundlagen unserer Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme zu attackieren scheint.» (Poppelreuter)

Ein weiterer Grund, weshalb diesem Bereich noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die Tatsache, dass gerade die dazu geeigneten Kreise wie Ärzte, Therapeuten, Sozialpädagogen etc. häufig selbst arbeitssüchtig sind und eine Auseinandersetzung mit dem Thema meiden, da es sie persönlich betrifft.

 

Zahlen aus dem Ausland


Arbeitssucht ist ein Massenphänomen in den Industriestaaten, die neue Suchtkrankheit des 21. Jahrhunderts.


In Deutschland geht man davon aus, dass jeder 7. Arbeitnehmer gefährdet ist und 1 Million Menschen betroffen sind, darunter 25% aller Manager und Freiberufler. Etwa 200'000 Arbeitssüchtige (Poppelreuter), sind mit der Diagnose Arbeitssucht behandelt worden.
Die Kosten, die pro Fall entstehen, belaufen sich auf 200'000 Euro (Meissner).

Die Bundesanstalt für Arbeitsmedizin schätzte 2001 die Produktionsverluste jährlich auf etwa 44 Mrd. Euro.

Im Mai 2007 ergab eine stepstone-Umfrage unter 21'586 Fach- und Führungskräften, dass rund ein Viertel davon klassische Erschöpfungssymptomatiken aufweist. 56% gaben an, mit dem täglichen Arbeitspensum nicht zurechtzukommen.

In England bezeichnete sich 1998 jede 3. Person, die mehr als 48 Stunden pro Woche arbeitet, als arbeitssüchtig. Dies entspricht etwa 3% der Erwerbstätigen.


Die Europäische Union schätzt, dass 4-7% der Berufstätigen an Burnout leiden, 16% burnout-gefährdet sind, 5-7% eine Depression haben, 28% im Beruf unter Stress stehen und 33% Rückenbeschwerden haben.


Japan: 1990 bestätigte das japanische Arbeitsministerium, dass Arbeitssucht zum Tod führen kann. Karoshi - der Tod durch Überarbeitung - tritt durch Herzversagen, Herzinfarkte oder Hirnschläge ein. Jährlich sterben in Japan mehr als 10'000 Menschen an Karoshi (dem Tod durch Überarbeitung) und Jarojisatsu (dem Freitod wegen Arbeitsstress), der häufigsten Todesursache von japanischen Beamten. Japan hat bereits über 350 Behandlungszentren eingerichtet.

Aktuelle Zahlen zu 2006: 819 Berufstätige psychisch krank, 176 Menschen haben sich wegen Stress am Arbeitsplatz umgebracht oder einen Suizidversuch unternommen.

Newsticker Tages-Anzeiger vom 18.5.07

 

*Quelle: «Eine neue Suchtpolitik für die Schweiz?»

von Dr. Markus Spinatsch, 2004

 

 

Weitere Zahlen

im Zusammenhang

aus der Schweiz:

50% der Arbeitnehmer empfinden die Arbeit als krank machend.

Schweizerische Gesundheitsbefragung

 

Es ist anzunehmen, dass etwa jede/r 7. Erwerbstätige gefährdet ist, arbeitssüchtig zu werden. (Lioba Schnee-mann, in «der Bund», 2000)

Ein Drittel aller Schweizer/ innen wünschen sich mehr Freizeit.

44% aller Arbeitsunfähig-keiten erfolgen aus psychischen Gründen.

Hinter 70% aller Arztbesuche steht ein psychisches Leiden.


Jeder 5. Manager ist Burn-out gefährdet (Kernen, 1999).

Jede/r 4. Schweizer/in schluckt regelmässig schwere, verschrei-bungspflichtige Psycho-pharmaka.

Umsatz von Psycho-Pharmaka: 446 Mio CHF (Santésuisse)

Jährlich 10'000 neueIV-Rentner/innen wegen psychischer Erkrankungen

90% der Väter in der Schweiz arbeiten 100%.


Stressbedingte Krankheiten kosten die Schweizer Wirtschaft jährlich 4,2 Mrd. CHF (seco, 2003).

Jede 5. Person in der Schweiz nimmt mindestens einmal pro Woche ein Medikament mit Abhängigkeits-Potential ein wie Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmittel. (Hochrechnung sfa)

Jeden Tag nehmen sich in der Schweiz durchschnittlich 4 Menschen das Leben.


44% der Schweizer/ innen sagten 2002, dass sie an nervlicher Anspannung leiden.


30% der Gestressten haben starke körperliche Beschwerden


10% der Angestellten leiden unter Schikanen am Arbeitsplatz

10-12% der Schweizer/ innen leiden derzeit an einer psychischen Erkrankung.

Die jährlichen volkswirt-schaftlichen Kosten psychischer Erkrankungen betragen ca. 16 Mrd. CHF.

Die Wahrheinschlichkeit, einmal im Leben an einem behandlungswürdigen psychischen Leiden zu erkranken (mit grösseren Einschränkungen am Arbeitsplatz oder im Privaten) liegen bei 48%

86% der IV-Jungrenter sind aus psychischen Gründen arbeitsunfähig, davon können 9 von 10 wahrscheinlich ein Leben lang nicht voll erwerbstätig sein. (10vor10, 30.5.07)

69% der ArbeitnehmerInnen haben Angst vor Arbeits-platzverlust (GfS)


Management- und Personalberater empfehlen jeweils nach 5–7 Jahren Berufstätigkeit einen Unterbruch (Sabbatical / Timeout)


70% der heutigen Jobs liegen im Dienstleistungssektor und sind damit besonders gefährdet.

Arbeitssucht ist ein Massenphänomen. Mit Ihrer Unterstützung können wir helfen.